Wir gestalten Zukunft.

Begleitbrief zum Positionspapier Klima, Boden & Gesellschaft für Mitglieder der Kammern der Ziviltechniker:innen


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

unsere Sonderstellung bietet Chancen in kritischen Zeiten. Nutzen wir sie richtig.

Leben, Arbeiten, Wohnen: was immer wir tun – wir sind umgeben von gebauter Umwelt, die entworfen, geplant und geprüft wurde. Projekte, die uns verbinden und weiterbringen, werden mit höchster Qualität seit 1860 durch Ziviltechniker:innen realisiert.

Die Klimakrise nimmt uns alle gegenüber nachfolgenden Generationen in die Pflicht. Ziviltechniker:innen (ZT) sind naturgemäß – kraft öffentlichen Glaubens – mit großer Verantwortung im Bereich der gebauten Umwelt betraut. Personen in solch verantwortungsintensiven Positionen kommt in kritischen Zeiten wie diesen eine Schlüsselrolle zu.

Wir ZT haben zusätzlich die Freiheit, uns für den Klimaschutz einzusetzen: Die Unabhängigkeit unserer Leistungen erlaubt es uns, gegen kurzfristige ökonomische oder politische Gewinne zu entscheiden. Damit hat jeder und jede Einzelne, sowie der Berufsstand als Ganzes, die Möglichkeit, Diskussionen und Entscheidungsprozesse zu versachlichen und unsere Gesellschaft nachhaltiger zu machen.

Die Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit ist gleichzeitig auch unser Privileg – sie manifestiert sich u.a. durch den öffentlichen Glauben, mit welchem wir durch die Gesellschaft ausgestattet wurden und als dessen äußerliches Zeichen wir das Staatswappen in unserem Siegel führen dürfen.

Vor diesem Hintergrund ist unser Selbstverständnis als Berufsstand, als Verbündete jener, die einen nachhaltigen Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft voranbringen wollen, zu agieren. Das Positionspapier Klima, Boden und Gesellschaft hat zum Ziel, diese gemeinsame Stimme zu festigen und zu artikulieren. Adressat:innen sind in erster Linie Wirtschaft, Politik und die breite Bevölkerung.

Es ist aber gleichzeitig auch an uns selbst als Freiberufler:innen und „technische Notare“ gerichtet: Das Positionspapier verfolgt nämlich ebenso die Absicht, jeden und jede Einzelne:n von uns dabei zu unterstützen, die eigene Verantwortung im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes auszuüben: Es informiert über die dringendsten Herausforderungen unserer Branchen und bietet Lösungen an.

Hindernisse erkennen

Längst nicht alle sind daran interessiert, die absolut notwendigen Schritte zu gehen, um die Klimakrise zu bewältigen und unsere Gesellschaft auf die bevorstehenden Veränderungen vorzubereiten. Diese Hindernisse zu erkennen, ist der erste Schritt, um richtig damit umzugehen:

  • Das ZT-Siegel ist durch seinen verantwortungsvollen Ruf gefährdet, als Feigenblatt benutzt zu werden, um Projekte augenscheinlich reinzuwaschen. Unser Siegel darf seine Integrität nicht verlieren!
  • Komplexes Expert:innenwissen erfordert kontinuierliche Weiterbildung, für die große Zeitressourcen aufgebracht werden müssen.
  • Ausufernde Standardisierungen erschweren die Arbeit von ZT, profitgetriebene Großkonzerne lassen die Preise von Produkten steigen. Die Interessensvertretung der ZT und die Vielzahl an oft kleinen ZT-Büros können dagegen nur begrenzt Einfluss auf diese Entwicklungen nehmen. Das erhöht den Druck auf den oder die Einzelne:n.
  • Totalunternehmen versprechen niedrige Preise und volle Projektübernahme bei niedriger Qualität und wenig Kontrollmöglichkeiten. Hier müssen wir uns abgrenzen und als nachhaltige Planer:innen mit Weitsicht auch weiterhin die Trennung von Planung und Ausführung fordern!

Chancen ergreifen

Als Expertinnen und Experten einer enormen Vielfalt an technischen Fachbereichen, kommt uns eine Schlüsselposition zu. Wir arbeiten an Schnittstellen, die die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidend prägen werden. Als Nachhaltigkeits-Verfechter:innen kann das Ansehen der ZT gegenüber anderen planenden Berufsgruppen gestärkt, und damit auch die öffentliche Wahrnehmung positiv gesteigert werden. Jetzt gilt es, diese Chancen wahrzunehmen und zu nutzen.

  • ZT sind gefragt. Wir haben breit gefächertes, interdisziplinäres Know-how, das angesichts immer komplexer werdender Aufgaben hohen Wert hat.
  • Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit nimmt zu: Die Nachfrage nach funktionierenden Lösungen und mehr Kontrolle, sowie nach taxonomiefähiger Planung, steigt. Baukultur wird auf nationaler und insb. auf europäischer Ebene (z.B. durch das New European Bauhaus oder die Davos Baukultur Alliance) gefördert.
  • ZT sprechen mit einer Stimme. Dadurch wird sie hörbar und steigert die Attraktivität unserer Arbeit – auch bei ZT-Nachwuchs und Auftragsvergaben. Frühzeitige Planung und Beratung von Auftraggeber:innen, ermöglichen es uns, Vorreiterrollen ein- und Themenführerschaft zu übernehmen.
  • Höhere Projektkosten sowie erhöhte Anforderungen an ZT können und sollen höhere Honorare rechtfertigen.

Unser Ziel und Anspruch sollte es sein, die Zukunft mitzugestalten und in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit mutig voranzugehen. Dies erreichen wir ausschließlich dann, wenn wir gemeinsam mit einer Stimme sprechen. Dass das geht, zeigt das Positionspapier. Die Arbeit im Ressort Zukunft Lebensraum ist ein Positivbeispiel für konstruktive und engagierte Kooperation von ZT aus verschiedensten Fachbereichen und über etliche Befugnisse hinweg, an dessen Ende starke Botschaften stehen.

Durch die Beiträge jeder und jedes Einzelnen kommt es nun darauf an, die Chancen zu nutzen und als ZT eindeutig Stellung zu beziehen. Dabei gilt es, auch für Laien verständlich zu kommunizieren und deutlich zu machen: Wer umweltschädlich baut, zahlt langfristig mehr! Durch die aktive und öffentliche Positionierung, die Verbreitung unserer Positionen und offenen Dialog beeinflussen wir die Entwicklungen für uns und das Klima positiv.   

Gehen wir es an und gestalten wir Zukunft – nachhaltig!

 

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Bis zur abgestimmten Veröffentlichung gegenüber der Öffentlichkeit ist das Papier lediglich für Ziviltechniker:innen mit dem Single-Sign-On-Login einsehbar. Beachten Sie daher bitte die Sperrfrist bis 01.03.2024: Positionspapier Klima, Boden & Gesellschaft (Sperrfrist 01.03.2024!)

Der Begleitbrief dient als kurze Erklärung und Hilfestellung für Mitglieder, das Positionspapier im eigenen Berufsalltag oder im persönlichen Engagement für eine nachhaltige Bauwirtschaft zu integrieren. Hier gelangen Sie zum PDF-Dokument des Begleitbriefs: Begleitbrief für Mitglieder